Informationen
Ausbildungsziel
Einsatz der Erzählkompetenz in verschiedensten Situationen, ob in der Familie, Pädagogik oder dem Bühnenbereich mit einem abgestimmten Repertoire von mindestens acht Märchen verschiedener Märchentypen. Sicherer Umgang mit Zeitbegrenzungen und unterschiedlichem Publikum. Integration in den Kulturmarkt mit Hintergrundwissen zu Honoraren, Quellenrechten und der Kenntnis der eigenen Fähigkeiten im Sinne des Erzählens nach Potential und Ressourcen. Umsichtiger Umgang mit Präsenz in der Öffentlichkeit.
Zeitlicher Aufwand
Mindestens eine Stunde pro Woche (Stimmübungen, Erzählaufträge, schriftliche Arbeiten). Es werden anhand von Vorlagen sieben schriftliche Arbeiten zu individuell ausgewählten Märchen erstellt. Voraussetzung: Word (PC/Mac). Die Beratung und Begleitung während der Ausbildung ist kostenlos. Mit grosser Freude unterstützen wir die Teilnehmenden mit Ratschlägen und Hilfe bei den Arbeiten zwischen den Seminaren. Ziel ist nicht eine perfekte Arbeit, sondern eine möglichst umfassende Erarbeitung des jeweiligen Märchens. Im Laufe der Ausbildungen nehmen die Erzähltrainings zwischen den Seminaren zu, vom Erzählen im Bekanntenkreis und in der Institution bis zum öffentlichen Auftritt im Rahmen der Seminarwoche und einer selber organisierten Veranstaltung. Öffentliche Engagements können erst nach der Märchenwoche angenommen werden.
Leitungsteam
Wir schöpfen aus dem Erfahrungsreichtum von 30 Jahren Seminartätigkeit im Bereich Märchen und Erzählkultur. Märchen und Erzählkunst ist nicht nur unser Beruf, wir erleben es auch als Berufung. In den Seminaren ist unser Ziel, die Begeisterung für das Erzählen zu wecken und mit ausgewählten Methoden zum sorgsamen Umgang mit der Märchenliteratur anzuregen. Dazu gehören moderne Techniken und auch bewährte Stimm- und Sprechübungen. Wir freuen uns, wenn wir das Zeitlose der Märchen gemeinsam mit den Teilnehmenden in die heutige Zeit integrieren können.
Arbeitsweisen
Potential entdecken
Mit dieser Ausbildung erhalten alle TeilnehmerInnen das Werkzeug in die Hand, Märchen frei und lebendig zu erzählen. Vielfältige Techniken und erfahrene Begleiter stehen zur Verfügung, um die Kunst des Erzählens zu entfalten. Die verschiedenen Übungen während der Seminare bilden den Grundstock, um Blockierungen zu lösen, Fähigkeiten auszubauen und Stimme, Sprache und Körperausdruck zu fördern, um zu einem individuellen Erzählen zu führen. Um das eigene Potential weiter zu entwickeln, werden sie zwischen den Seminaren so oft wie möglich angewandt und geübt.
Zuhören, Wahrnehmen, Austauschen
Das Lauschen auf die Worte des Märchens und der Austausch über die Wahrnehmung des Erzählens bereichert mit verschiedenen Einsichten und Impulsen. Kleingruppen- und Partnerarbeit fördern das individuelle Erzählen und den persönlichen Austausch. Über die zwei Ausbildungsjahre sammelt sich ein reicher Märchenschatz aus den Kulturen dieser Welt an, der nicht nur die Vielfältigkeit zeigt, sondern auch Vorlieben, Besonderheiten und Möglichkeiten der Erzählenden.
Vertiefen der Märcheninhalte
Die Erarbeitung der Märchen und der Erzählkompetenz wird mit unterschiedlichen Techniken gefördert, die die Sinne ansprechen und zu einer individuellen, kreativen Erarbeitung der Inhalte anregen. Dazu gehören das Rollenspiel, Stimm- und Darstellungsübungen und verschiedene Materialien, wie Farbe, Papier und Märchenwolle.
Persönlicher Entwicklungsweg
Der persönliche Einsatz ist einer der wichtigsten Grundsteine auf dem Weg zur MärchenerzählerIn: Das Suchen und Finden von Märchen, die Auseinandersetzung mit den eigenen Assoziationen, die Freude am inneren Erleben, das Aufarbeiten der Seminarthemen und das Anwenden der gelernten Übungen. Mit schriftlichen Märchenarbeiten wird das Hintergrundwissen zwischen den Seminaren vertieft und das Verständnis der Aussagekraft der Märchen gefördert. Auftrittsaufträge im kleinen Kreis, in einer Institution und schliesslich einem öffentlichen und selbst organisierten Anlass bauen die Erfahrung und Selbstsicherheit für die Zeit nach der Ausbildung auf.
Zertifikat
Nach Abschluss der Ausbildung erhalten die Absolventinnen und Absolventen ein Teilnahme-Zertifikat. Nun beginnen die Lehr- und Wanderjahre, in denen sie das Märchen begleiten wird. Das Netzwerk unterstützt die Erzählenden bei ihrer Märchenarbeit in der Öffentlichkeit.
Inhalt der Ausbildung
1. Seminar: Erzählqualität mit der Bildsprache
Die überlieferten Märchen enthalten eine Fülle von Symbolbildern, die sich wie ein roter Faden durch die Entwicklung der Geschichte ziehen. Diese Bilder sind angefüllt mit zahlreichen Aussagen über die Stimmung des Märchens und leiten den Spannungsbogen vom Beginn bis zum glücklichen Ende. Mit verschiedenen Techniken werden mit dieser Bildsprache Beispielmärchen erlernt. Auf dieser Grundlage entsteht eine individuelle Umsetzung der Bilder in die eigene Mundart und ein persönliches, lebendiges Erzählen kann sich entwickeln.
2. Seminar: Sprachliche Kompetenzen
Zaubermärchen, Mythen, Sagen, Legenden - für den Aufbau eines Repertoires stehen zahlreiche verschiedene Märchentypen zur Verfügung, die nach einer differenzierten sprachlichen Umsetzung der Märchenbilder verlangen. Was bringt ein Märchen an kultureller und sozialer Färbung mit und wie lässt sich diese beim Erzählen einsetzen? Übungen zum persönlichen Sprachschatz, der Mund-Art und dem Umgang mit Motiven, Fassungen und Varianten erweitern die persönlichen Kenntnisse.
3. Seminar: Stimm- und Klangstrukturen
Jede Erzählung ist mehr als nur Wort. Dahinter verbirgt sich eine Melodie aus Klängen, die den Spannungsbogen des Märchens bilden. Das Instrument der Erzählenden ist die Stimme. Ihr Klang, ihre Färbung, Lautstärke und Aussagekraft verbindet sich mit dem individuellen Dialekt und dem gewählten Märchen zu einem lebendigen Ganzen. Mit verschiedenen Techniken wird am Klang der Stimme und dem Zauber der Worte gefeilt – eine individuelle Märchensprache entsteht.
4. Seminar: Akkustik und räumliche Atmosphäre
Jedes Märchen entwickelt eine eigene Stimmung und Aussagekraft, die nicht nur mit dem Anlass und dem Publikum, sondern auch mit der Atmosphäre eines Raumes und der Ausstrahlung der Erzählenden harmonieren sollte. Die Grundlagen des alters- und situationsgerechten Erzählens werden erarbeitet. Zahlreiche Übungen, von der Gestaltung des Bühnenbereichs bis zu Akkustikübungen, und zu ersten Techniken der Auftrittsdramaturgie und der Pflege des Repertoires werden hier zum Einsatz kommen.
5. Seminar: Körperausdruck und Gestik
Jeder Mensch entwickelt im Lauf des Lebens einen ganz eigenen Körperausdruck. Beim Erzählen geht es darum, die Mimik, Gestik und Körperhaltung bewusst und gezielt einzusetzen. So können Figuren charakterisiert und Vorgänge unterstützt werden. Wie bewegt sich ein König, wie spricht eine Fee, wie viel Bewegung ist nötig? Neue Freiräume werden geöffnet und Wege zum persönlichen Ausdruck ausprobiert.
6. Seminar: Altersgerechtes Erzählen für Kinder
Kinder sind ein ganz besonderes Publikum. Ihre lebendige Art fordert beim Erzählen heraus, gleichzeitig zentriert und spontan zu sein. Mit einfachen Mitteln können wir die kleinen Gäste in das Märchenreich führen und sie in das Erzählen einbeziehen. Wichtig ist das Gefühl für altersgerechte Märchen und eine Erzählweise, die die Sinne der Kinder in ihren unterschiedlichen Bedürfnissen ansprechen kann.
7. Seminar: Auftrittsdramaturgie
Um die ZuhörerInnen zu erreichen, braucht es den Mut, auf lebendige Art auf das Publikum zuzugehen. Es werden Möglichkeiten ausprobiert, wie das Erzählen mit den Figuren und Geschehnissen lebendig wird, auch für ein älteres Publikum. Die Interaktion mit den Zuhörenden, der Einbezug von Stimme, Klang oder Requisiten und die ganz persönliche Intention beim Erzählen stehen im Mittelpunkt.
Intensivtage: Erzählen in der Öffentlichkeit
Jedes Publikum und jeder Auftritt erfordert eine unterschiedliche Vorbereitung der Erzählenden. Von der Werbung, dem Programmentwurf bis zum Honorar gehören viele Dinge dazu. Den Höhepunkt bildet der öffentliche Auftritt der Erzählenden.
Abschlussseminar: Kompetenzen des Erzählens
Nun gilt es, die Balance zwischen Auftritten im Scheinwerferlicht und dem Erzählen in Institutionen und im Beruf zu finden. Wie kann eine Erzählerfahrung verarbeitet werden, wie wird das Niveau gehalten oder verbessert? Dabei geht es auch darum, dem Erzählen einen sinnvollen Rahmen entsprechend der eigenen Ressourcen und Begabungen zu geben.
Was kommt danach?
Mit der Plattform im Netzwerk der Erzählenden kann direkt ein Platz in der Liste der Märchenerzählenden eingenommen werden. Das Netzwerk unterstützt mit Erzählaktionen, Werbematerial und Erzählgelegenheiten. Viele Erzählende bilden sich weiter mit den Ausbildungen der Module II - IV oder einzelnen Weiterbildungs-Seminaren.