Modul I: Erzählkompetenz
Ausbildung Märchen erzählen – Geschichten als Brücke zwischen damals und heute
Erzählen ist eine traditionelle Kunst. Es braucht dafür sowohl Hintergrundwissen im Bereich der Märchenkultur, als auch langjährige Übung mit der Wahl der Märchen, dem Einsatz der Stimme und der Auftrittsdramaturgie. Dabei ist jeder Auftritt anders, ob im beruflichen Umfeld, auf der grossen Bühne, im pädagogischen Bereich oder in Altersinstitutionen – jede Situation verlangt nach einer individuellen Form der Erzählkunst. Das macht das Erzählen so spannend, aber auch anspruchsvoll.
Das Wissen über die Märchen
In der Ausbildung Märchen erzählen findet eine Annäherung an die einzelnen Erzählstoffe statt. Fragen zur Herkunft der Märchen sind zu klären, kulturelle Hintergründe zu prüfen, aber auch die Aussagen rund um die Entwicklung der Märchenheldinnen und Helden gilt es zu verstehen, denn sie machen den eigentlichen Wert der überlieferten Geschichten aus.
Die Technik des Erzählens
Das Erzählen umfasst viele Bereiche der eigenen Gaben, die genutzt und sinnvoll eingesetzt werden wollen, von der Stimme zur Gestik, von der Wortwahl bis zum Umgang mit dem Publikum. Durch viel Übung und Stärkung der eigenen Fähigkeiten nimmt schliesslich die Freude am Erzählen überhand und schliesst damit die Lücke zwischen den Zeiten, als das Erzählen und Märchenhören nicht nur selbstverständlich, sondern auch ein natürliches Bedürfnis war.
Die Ausbildung Märchenerzählen dauert zwei Jahre und umfasst sieben Wochenendseminare, eine Märchenwoche und ein Abschlussseminar.
Leitung
Djamila Jaenike, Märchenpädagogin, Erzählerin und Herausgeberin von Märchenanthologien
Unterstützt von Hasib Jaenike, Psychologe, Märchenerzähler, Präsident Mutabor Märchenstiftung
Beginn
Mai 2025 (letzte Plätze)
Oktober 2025
Seminarkosten
CHF 3'700.- zuzüglich Hauskosten
Voraussetzung
Grundlagenseminar "Einführung in die Märchenarbeit"
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Informationen
Ausbildungsziel
Einsatz der Erzählkompetenz in verschiedensten Situationen, ob in der Familie, Pädagogik oder dem Bühnenbereich mit einem abgestimmten Repertoire von mindestens acht Märchen verschiedener Märchentypen. Sicherer Umgang mit Zeitbegrenzungen und unterschiedlichem Publikum. Integration in den Kulturmarkt mit Hintergrundwissen zu Honoraren, Quellenrechten und der Kenntnis der eigenen Fähigkeiten im Sinne des Erzählens nach Potential und Ressourcen. Umsichtiger Umgang mit Präsenz in der Öffentlichkeit.
Zeitlicher Aufwand
Mindestens eine Stunde pro Woche (Stimmübungen, Erzählaufträge, schriftliche Arbeiten). Es werden anhand von Vorlagen sieben schriftliche Arbeiten zu individuell ausgewählten Märchen erstellt. Voraussetzung: Word (PC/Mac). Die Beratung und Begleitung während der Ausbildung ist kostenlos. Mit grosser Freude unterstützen wir die Teilnehmenden mit Ratschlägen und Hilfe bei den Arbeiten zwischen den Seminaren. Ziel ist nicht eine perfekte Arbeit, sondern eine möglichst umfassende Erarbeitung des jeweiligen Märchens. Im Laufe der Ausbildungen nehmen die Erzähltrainings zwischen den Seminaren zu, vom Erzählen im Bekanntenkreis und in der Institution bis zum öffentlichen Auftritt im Rahmen der Seminarwoche und einer selber organisierten Veranstaltung. Öffentliche Engagements können erst nach der Märchenwoche angenommen werden.
Leitungsteam
Wir schöpfen aus dem Erfahrungsreichtum von 30 Jahren Seminartätigkeit im Bereich Märchen und Erzählkultur. Märchen und Erzählkunst ist nicht nur unser Beruf, wir erleben es auch als Berufung. In den Seminaren ist unser Ziel, die Begeisterung für das Erzählen zu wecken und mit ausgewählten Methoden zum sorgsamen Umgang mit der Märchenliteratur anzuregen. Dazu gehören moderne Techniken und auch bewährte Stimm- und Sprechübungen. Wir freuen uns, wenn wir das Zeitlose der Märchen gemeinsam mit den Teilnehmenden in die heutige Zeit integrieren können.
Arbeitsweisen
Potential entdecken
Mit dieser Ausbildung erhalten alle TeilnehmerInnen das Werkzeug in die Hand, Märchen frei und lebendig zu erzählen. Vielfältige Techniken und erfahrene Begleiter stehen zur Verfügung, um die Kunst des Erzählens zu entfalten. Die verschiedenen Übungen während der Seminare bilden den Grundstock, um Blockierungen zu lösen, Fähigkeiten auszubauen und Stimme, Sprache und Körperausdruck zu fördern, um zu einem individuellen Erzählen zu führen. Um das eigene Potential weiter zu entwickeln, werden sie zwischen den Seminaren so oft wie möglich angewandt und geübt.
Zuhören, Wahrnehmen, Austauschen
Das Lauschen auf die Worte des Märchens und der Austausch über die Wahrnehmung des Erzählens bereichert mit verschiedenen Einsichten und Impulsen. Kleingruppen- und Partnerarbeit fördern das individuelle Erzählen und den persönlichen Austausch. Über die zwei Ausbildungsjahre sammelt sich ein reicher Märchenschatz aus den Kulturen dieser Welt an, der nicht nur die Vielfältigkeit zeigt, sondern auch Vorlieben, Besonderheiten und Möglichkeiten der Erzählenden.
Vertiefen der Märcheninhalte
Die Erarbeitung der Märchen und der Erzählkompetenz wird mit unterschiedlichen Techniken gefördert, die die Sinne ansprechen und zu einer individuellen, kreativen Erarbeitung der Inhalte anregen. Dazu gehören das Rollenspiel, Stimm- und Darstellungsübungen und verschiedene Materialien, wie Farbe, Papier und Märchenwolle.
Persönlicher Entwicklungsweg
Der persönliche Einsatz ist einer der wichtigsten Grundsteine auf dem Weg zur MärchenerzählerIn: Das Suchen und Finden von Märchen, die Auseinandersetzung mit den eigenen Assoziationen, die Freude am inneren Erleben, das Aufarbeiten der Seminarthemen und das Anwenden der gelernten Übungen. Mit schriftlichen Märchenarbeiten wird das Hintergrundwissen zwischen den Seminaren vertieft und das Verständnis der Aussagekraft der Märchen gefördert. Auftrittsaufträge im kleinen Kreis, in einer Institution und schliesslich einem öffentlichen und selbst organisierten Anlass bauen die Erfahrung und Selbstsicherheit für die Zeit nach der Ausbildung auf.
Zertifikat
Nach Abschluss der Ausbildung erhalten die Absolventinnen und Absolventen ein Teilnahme-Zertifikat. Nun beginnen die Lehr- und Wanderjahre, in denen sie das Märchen begleiten wird. Das Netzwerk unterstützt die Erzählenden bei ihrer Märchenarbeit in der Öffentlichkeit.
Inhalt der Ausbildung
1. Seminar: Erzählqualität mit der Bildsprache
Die überlieferten Märchen enthalten eine Fülle von Symbolbildern, die sich wie ein roter Faden durch die Entwicklung der Geschichte ziehen. Diese Bilder sind angefüllt mit zahlreichen Aussagen über die Stimmung des Märchens und leiten den Spannungsbogen vom Beginn bis zum glücklichen Ende. Mit verschiedenen Techniken werden mit dieser Bildsprache Beispielmärchen erlernt. Auf dieser Grundlage entsteht eine individuelle Umsetzung der Bilder in die eigene Mundart und ein persönliches, lebendiges Erzählen kann sich entwickeln.
2. Seminar: Sprachliche Kompetenzen
Zaubermärchen, Mythen, Sagen, Legenden - für den Aufbau eines Repertoires stehen zahlreiche verschiedene Märchentypen zur Verfügung, die nach einer differenzierten sprachlichen Umsetzung der Märchenbilder verlangen. Was bringt ein Märchen an kultureller und sozialer Färbung mit und wie lässt sich diese beim Erzählen einsetzen? Übungen zum persönlichen Sprachschatz, der Mund-Art und dem Umgang mit Motiven, Fassungen und Varianten erweitern die persönlichen Kenntnisse.
3. Seminar: Stimm- und Klangstrukturen
Jede Erzählung ist mehr als nur Wort. Dahinter verbirgt sich eine Melodie aus Klängen, die den Spannungsbogen des Märchens bilden. Das Instrument der Erzählenden ist die Stimme. Ihr Klang, ihre Färbung, Lautstärke und Aussagekraft verbindet sich mit dem individuellen Dialekt und dem gewählten Märchen zu einem lebendigen Ganzen. Mit verschiedenen Techniken wird am Klang der Stimme und dem Zauber der Worte gefeilt – eine individuelle Märchensprache entsteht.
4. Seminar: Akkustik und räumliche Atmosphäre
Jedes Märchen entwickelt eine eigene Stimmung und Aussagekraft, die nicht nur mit dem Anlass und dem Publikum, sondern auch mit der Atmosphäre eines Raumes und der Ausstrahlung der Erzählenden harmonieren sollte. Die Grundlagen des alters- und situationsgerechten Erzählens werden erarbeitet. Zahlreiche Übungen, von der Gestaltung des Bühnenbereichs bis zu Akkustikübungen, und zu ersten Techniken der Auftrittsdramaturgie und der Pflege des Repertoires werden hier zum Einsatz kommen.
5. Seminar: Körperausdruck und Gestik
Jeder Mensch entwickelt im Lauf des Lebens einen ganz eigenen Körperausdruck. Beim Erzählen geht es darum, die Mimik, Gestik und Körperhaltung bewusst und gezielt einzusetzen. So können Figuren charakterisiert und Vorgänge unterstützt werden. Wie bewegt sich ein König, wie spricht eine Fee, wie viel Bewegung ist nötig? Neue Freiräume werden geöffnet und Wege zum persönlichen Ausdruck ausprobiert.
6. Seminar: Altersgerechtes Erzählen für Kinder
Kinder sind ein ganz besonderes Publikum. Ihre lebendige Art fordert beim Erzählen heraus, gleichzeitig zentriert und spontan zu sein. Mit einfachen Mitteln können wir die kleinen Gäste in das Märchenreich führen und sie in das Erzählen einbeziehen. Wichtig ist das Gefühl für altersgerechte Märchen und eine Erzählweise, die die Sinne der Kinder in ihren unterschiedlichen Bedürfnissen ansprechen kann.
7. Seminar: Auftrittsdramaturgie
Um die ZuhörerInnen zu erreichen, braucht es den Mut, auf lebendige Art auf das Publikum zuzugehen. Es werden Möglichkeiten ausprobiert, wie das Erzählen mit den Figuren und Geschehnissen lebendig wird, auch für ein älteres Publikum. Die Interaktion mit den Zuhörenden, der Einbezug von Stimme, Klang oder Requisiten und die ganz persönliche Intention beim Erzählen stehen im Mittelpunkt.
Intensivtage: Erzählen in der Öffentlichkeit
Jedes Publikum und jeder Auftritt erfordert eine unterschiedliche Vorbereitung der Erzählenden. Von der Werbung, dem Programmentwurf bis zum Honorar gehören viele Dinge dazu. Den Höhepunkt bildet der öffentliche Auftritt der Erzählenden.
Abschlussseminar: Kompetenzen des Erzählens
Nun gilt es, die Balance zwischen Auftritten im Scheinwerferlicht und dem Erzählen in Institutionen und im Beruf zu finden. Wie kann eine Erzählerfahrung verarbeitet werden, wie wird das Niveau gehalten oder verbessert? Dabei geht es auch darum, dem Erzählen einen sinnvollen Rahmen entsprechend der eigenen Ressourcen und Begabungen zu geben.
Was kommt danach?
Mit der Plattform im Netzwerk der Erzählenden kann direkt ein Platz in der Liste der Märchenerzählenden eingenommen werden. Das Netzwerk unterstützt mit Erzählaktionen, Werbematerial und Erzählgelegenheiten. Viele Erzählende bilden sich weiter mit den Ausbildungen der Module II - IV oder einzelnen Weiterbildungs-Seminaren.
Ausbildungsdaten
Ausbildung ab Mai 2025
1. Seminar Sa/So 10./11. Mai 2025
2. Seminar Sa/So 16./17. August
3. Seminar Sa/So 15./16. November
4. Seminar Sa/So 24./25. Januar 2026
5. Seminar Sa/So 18./19. April
6. Seminar Sa/So 06./07. Juni
7. Seminar Sa/So 08./09. August.
Intensivtage Mi-So 14.-18.Oktober
Abschluss Sa/So 27./28. Februar 2027
Ausbildung ab Oktober 2025
1. Seminar Sa/So 25./26. Oktober 2025
2. Seminar Sa/So 10./11. Januar 2026
3. Seminar Sa/So 28./29. März
4. Seminar Sa/So 13./14. Juni
5. Seminar Sa/So 22./23. August
6. Seminar Sa/So 14./15. November
7. Seminar Sa/So 30./31. Januar 2027
Intensivtage Mi-So 14.–18. April
Abschluss Sa/So 13./14. November
Seminarzeiten: Samstag 9.30 bis ca. 21.30 Uhr, Sonntag, 9.00 bis 16.20 Uhr. Intensivtage: Mittwoch 9.30 bis Sonntag 14 Uhr.
Terminänderungen möglich
Ausbildungskosten
Seminarkosten
CHF 3'700.-. Nach Bestätigung des Ausbildungsplatzes ist eine Anzahlung von CHF 370.- fällig (10%). Der Restbetrag ist bei Seminarbeginn fällig. Zahlreiche Institutionen fördern und unterstützen die Teilnahme an unseren Ausbildungen. Fragen Sie bei Ihrem Arbeitgeber nach.
Mitgliedschaft im Netzwerk Mutabor Märchenkultur
Zur Ausbildung gehört die Mitgliedschaft im Netzwerk Mutabor Märchenkultur mit Zugang zu mehreren tausend Märchen, Hintergrundinformationen, Lernmaterial und Werbevorlagen für die Öffentlichkeitsarbeit und das Abonnement der Zeitschrift Märchenforum mit zahlreichen Beiträgen rund um die Märchenarbeit.
Kosten Mitgliedschaft pro Jahr: CHF/Euro 99.-,inkl. Abonnement Märchenforum
Hotelpauschale
Bitte beachten Sie die jeweilige Hotelpauschale. Sie wird direkt an das Seminarhaus bezahlt (mit oder ohne Übernachtung). Wir empfehlen allen Teilnehmenden im Seminarhaus zu übernachten. Während der Intensivtage ist die Übernachtung obligatorisch.
Anmeldung
Freie Plätze werden nach Eingang der Vormerkung vergeben. Nutzen Sie dafür das Anmeldeformular. Die Ausbildungen sind meist früh im voraus ausgebucht und können erst nach der Teilnahme an einem Grundlagen-Seminar berücksichtigt werden. Gerne können Sie sich bei der Anmeldung zum Grundlagen-Seminar bereits provisorisch vormerken lassen. Nutzen Sie dafür das Feld in der Anmeldung zum Grundlagenseminar.